Herzberg. Wie gut sind sie aufgestellt, die freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Elbe-Elster? Zu dieser Frage musste Kreisbrandmeister Steffen Ludewig dem Kreistag am 29.02.2016 Rede und Antwort stehen. Sein Fazit fiel grundsätzlich positiv aus. Kritikpunkte betreffen die technische Ausrüstung kleiner Wehren, die Landesausbildung und die Tageseinsatzbereitschaft.
Seit gut einem Jahr ist Steffen Ludewig hauptamtlicher Kreisbrandmeister in Elbe-Elster. Mit seinen Stellvertretern im Ehrenamt Marc Wille (Stadtbrandmeister Schönewalde) und Mario Harnisch (Ortswehrführer Schönborn) koordiniert er 163 Ortswehren mit 3378 Kameradinnen und Kameraden in sechs Stützpunktwehren.
2015 wurden die Feuerwehrleute des Landkreises zu 964 Einsätzen bei Bränden, Schäden durch Naturgewalten bzw. zu technischen Hilfeleistungen gerufen. „Dabei waren Einsätze, die wirklich eine Herausforderung waren, wie der Gefahrguteinsatz im März im Gewerbegebiet Massen, der Dachstuhlbrand in Uebigau Ende Oktober oder der Verkehrsunfall zwischen Schönborn und Doberlug-Kirchhain im Oktober mit zwei Toten und einem Schwerverletzten“, so der Kreisbrandmeister. Auch das Wetter bescherte den Feuerwehren viel Arbeit. Allein an sieben Tagen zwischen Januar und Juli gab es 142 Einsätze durch Stürme und Unwetter. Zwischen Ende März und Ende September wurden 32 Waldbrände gezählt.
Effektiver zusammenarbeiten
Den Technikbestand gerade in den kleinen Wehren schätzt der Kreisbrandmeister als teilweise veraltet ein. Er müsse erneuert werden, sagte er. Ludewig verfolgt das Ziel, dass die sechs Stützpunktwehren bei der Beschaffung von Technik und Ausrüstungen und der gegenseitigen Hilfe effektiver zusammenarbeiten. „Wir müssen wegkommen vom Kirchturmdenken und den Doppelbeschaffungen, wenn in unmittelbarer Nähe entsprechende Ausrüstung steht“, sagt er.
Ludewig und sein Team arbeiten am Aufbau neuer Strukturen. So wurde die Gefahrstoffeinheit neu konzipiert. Der neue Gerätewagen wird künftig nicht mehr in Mühlberg, sondern in Elsterwerda stationiert sein. Die personelle Besetzung des Führungsstabes für Großschadenslagen wurde mit den Städten und Ämtern abgestimmt. Auch zur Brandschutzeinheit wurden Sondierungsgespräche mit den Trägern und Wehren geführt, so Ludewig. Beratungen mit Stadt- und Amtsbrandmeistern finden jetzt in verschiedenen Wehren statt. Mit den Kameraden werden Erfahrungen ausgetauscht, Einsätze ausgewertet und Schlussfolgerungen gezogen.
Kat-Schutz gut aufgestellt
Die Fahrzeugausrüstung für den Katastrophenschutz im Landkreis hat sich verbessert. Die 2014 beantragten Fahrzeuge für den Katastrophenschutz – ein Kommandowagen für die Brandschutzeinheit Herzberg und der Krankentransportwagen und der Mannschaftstransportwagen für die Schnelleinsatzgruppe (SEG) Sanität Doberlug-Kirchhain – sind 2015 geliefert worden, informiert der Kreisbrandmeister. Der Gerätewagen Gefahrgut und ein Mannschaftstransportwagen für die SEG Führungsunterstützung sind bewilligt. In diesem Jahr werden über die Landesförderung ein Einsatzleitwagen für die Brandschutz- und Gefahrstoffeinheit in Finsterwalde und ein Abrollbehälter für die SEG Führungsunterstützung beantragt. „Dann ist diese Schnelleinsatzgruppe nach der Katastrophenschutzverordnung des Landes aufgebaut“, so Ludewig.
Ausbildung verbessern
2015 fanden im Rahmen der Kreisausbildung 22 Lehrgänge mit 396 Teilnehmern statt. Ziel ist es, die Sachgebiete auszubauen, einheitliche Ausbildungsunterlagen anzuschaffen und auf realitätsnahe Ausbildung zu setzen, sagt der Kreisbrandmeister. Er will das Niveau der Schulungen anheben und weitere engagierte Ausbilder gewinnen. In Kürze werden die Kreisausbilder für Technische Hilfeleistungen zur Ausbildung ins VW-Werk Mosel fahren. Zwei Ausbilder waren 2015 bei den Rettungstagen in Berlin mit Teilnehmern aus vielen Ländern.
Erstmals wurden 2015 auf Kreisebene ein Lehrgang Gefahrstoffe/ABC und ein Pilotlehrgang für Maschinisten von Hubrettungsfahrzeugen durchgeführt. Beide Lehrgänge würden auch an der Landeswehrfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt angeboten. Aber diese sei nicht in der Lage, Angebot und Nachfrage zu befriedigen, so Steffen Ludewig.
Sorgen bereitet der Führungs-crew die Gewährleistung der Tageseinsatzbereitschaft. Nur durch die Alarmierung vieler Wehren könne die notwendige Besetzung der Fahrzeuge erreicht werden, sagt Ludewig. Tendenziell könne man vielleicht darüber nachdenken, die Einsatzbereitschaft tagsüber durch drei taktisch verlagerte Wehren mit hauptamtlichem Personal abzusichern, meint er und weiß, dass das Zukunftsmusik ist.