Wenn die Seele um Hilfe schreit. Land sehen, wenn alles verloren scheint

Foto: Pressestelle Landkreis Elbe – Elster

Herzberg/Elster. Überbringung einer Todesnachricht, Tod und schwere Verletzungen von Kindern, Unfälle auf der Straße, Brände, Suizid oder Gewaltverbrechen, fast immer „plötzlich und unerwartet …“. Das sind Themen, mit denen sich die Notfallseelsorger auch im Landkreis Elbe-Elster auseinander setzen müssen. Notfallseelsorge ist „Hilfe für die Seele“ in einer Situation, in der für Menschen von einer Minute auf die andere nichts mehr so ist, wie vorher. Dahinter verbirgt sich immer ein schwerer Schicksalsschlag für die Betroffenen, Angehörigen oder Hinterbliebenen. In solchen Ausnahmesituationen stehen acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notfallseelsorge – Krisenintervention im Landkreis Elbe-Elster rund um die Uhr bereit. Mit einem Gottesdienst in der Herzberger St. Marienkirche am 21. Mai 2017 begingen die ehrenamtlichen Helfer das fünfzehnjährige Bestehen ihres Teams.

Nach ersten Anfängen im Dezember 2000 in den Räumlichkeiten des ASB-OV Elsterwerda mit zunächst 17 Teammitgliedern, erfolgte zum 1. Januar 2002 die offizielle Indienststellung unter Leitung von Pfarrer Martin Miech. Über die Jahre war die Personalstärke immer wieder Schwankungen unterlegen. Auch heute sind noch Mitglieder der 1. Stunde dabei, so Pfarrer Martin Miech, Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech oder Anke Franzeck.

Natürlich gehörte auch eine Geburtstagstorte mit dem Sternenkreuz als Symbol der Notfallseelsorge dazu.

Zu den Gästen des Festgottesdienstes waren neben Vertretern der Polizei, der Rettungsdienste und Feuerwehr, der Kirche und anderer sozialer Dienste ebenso Landrat Christian Heinrich-Jaschinski und Landeskoordinator Pfarrer Karl-Stefan Baier. Mit Blick auf das vergangene Jahr können die aktiven Notfallseelsorger auf über 50 Einsätze in 2016 zurückblicken. Der erste Großeinsatz war das Elbehochwasser vom August 2002. Gemeinsam mit dem Katastrophenschutz wurden damals Menschen aus gefährdeten Gebieten evakuiert und in Sammelunterkünften betreut. Doch sie stehen auch Unfallopfern zur Seite, häufig auch den Rettern selbst, die Erlebnisse mit dem Tod, mit Schmerzen und Leiden verkraften müssen und so in Privathaushalte, Schulen, oder Betriebe eilen.

Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech: „Immer wenn die Leitstelle uns anfordert, steigt das Adrenalin in uns. Bei den Gesprächen wird viel geweint, manchmal auch gelacht. Uns werden Kinder und Menschen anvertraut, die wir vorher nicht kannten.

Viele persönliche Gespräche werden geführt die nicht immer reibungslos, aber zuverlässlich laufen.“ Landrat Christian Heinrich-Jaschinski unterstrich in seiner Dankesrede: „Seit längerer Zeit hüte ich ein Kalenderblatt mit einem Satz, der sehr gut Leitspruch für Notfallseelsorge sein könnte: „Es verliert die schwerste Bürde die Hälfte ihrer Last, wenn man von ihr sprechen kann.“ Genau das macht sich das Team der Notfallseelsorge zur Aufgabe. Menschen, die von unerträglichen, belastenden Ereignissen unvermittelt getroffen wurden, die Möglichkeit zu geben, zu sprechen. Menschen ohne Unterschied! Mit ihnen auszuhalten, was sich an Fragen, Gefühlen, körperlichen Reaktionen einstellt, bedrängt, aufzwingt. Sie mit behutsamen Worten, wenigen Gesten, auch mit viel Schweigen zu begleiten. Niemanden, dem es den Boden unter den Füßen wegreißt, soll allein gelassen werden. Notfallseelsorger wollen verhindern, dass ein Mensch sich „von Gott und der Welt verlassen“ fühlt. Sie wollen gleichzeitig vorbeugen helfen, dass Einsatzkräfte unter Belastungen krank werden. Denn Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele.“ Nacheinander ergriffen während des Gottesdienstes die anwesenden Notfallseelsorger das Wort und beschrieben mit Zitaten aus der Bibel ihre Arbeit. Sie wurden anschließend erneut auf ihren Dienst eingesegnet. Sie sollen auch weiterhin widerstandsfähig und beständig sein, um Bedürftigen und auch untereinander Halt geben, wenn Grenzen erreicht sind.

Neueinsegnung für einen schweren Dienst. Ca. 500 Einsätze in den vergangenen 15 Jahren liegen hinter den ehrenamtlichen Helfern

Das Team besteht derzeit aus acht Mitgliedern und würde sich über jedes weitere neue Mitglied freuen. Notfallseelsorger sind rund um die Uhr einsatzbereit und arbeiten grundsätzlich ehrenamtlich. Dazu gehören kirchliche Mitarbeiter und Menschen aus verschiedenen sozialen Berufen. „Das Angebot zur Unterstützung von Menschen, die in große Not geraten sind, muss aufrecht erhalten werden“, so Pfarrer Friedrich Kymmel. Notfallseelsorge respektiert den anderen so wie er ist, unabhängig von Glauben, Meinung oder Religionszugehörigkeit und respektiert die Freiheit und Würde jedes Menschen. Rund 50 Mal im Jahr wird eines oder mehrere Teammitglieder von der Leitstelle Lausitz oder Einsatzkräften gerufen, um Menschen in ihren jeweiligen Notsituationen beizustehen. Alle Mitglieder zu sind zu Weiterbildungen in seelsorgerischer/psychologischer und einsatztaktischer Hinsicht, ebenso zur Verschwiegenheit verpflichtet und unterstehen am Einsatzort dem jeweiligen Einsatzleiter. Die Teammitglieder ersetzen nicht psychiatrische oder fachärztliche Hilfe. Sie verstehen sich als Helfer in der ersten Not, die auf Wunsch an fachlich kompetente Stellen weitervermitteln. Die Notfallseelsorge im Landkreis Elbe-Elster ist eingebunden in das System der Psychosozialen Unterstützung im Land Brandenburg.

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