Neuartige Technik für die lange Wegstrecke

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster

Land Brandenburg. Im Falle eines Großbrandes, bei welchen stets ein hoher Wasserbedarf durch die eingesetzten Rohre und Monitore herrscht, werden die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren sogenannte lange Wegstrecken aufbauen, um die benötigten Wassermassen an die Einsatzstelle zu transportieren. Dies erfordert eine Menge an Material (zum Beispiel Schläuche und Pumpen) sowie viel Personal zum Aufbau der Schlauchleitungen und den Betrieb der Verstärkerpumpen, welche je nach zu überwindenden Höhenunterschied in regelmäßigen Abständen betrieben werden müssen. Dabei werden die gängigen B-Schläuche verwendet, welche einen Innendurchmesser von 75 Millimetern haben. Hiermit lassen sich Volumenströme von 800 bis 1000 Litern je Minute je Schlauchleitung sicherstellen. Auch höhere Volumina sind prinzipiell möglich, jedoch erhöhen sich die Reibungsverluste, was bedeutet, dass noch mehr Verstärkerpumpen installiert werden müssen. Gleichzeitig wird auch die Belastung auf das Material erhöht, sodass Schlauchplatzer auftreten können.

Bei Bedarf nach noch mehr Löschwasser, welches mittels einer langen Wegstrecke transportiert werden soll, ist es den Freiwilligen Feuerwehren im Land Brandenburg möglich ein sogenanntes HFS anzufordern. Dies steht für Hytrans Fire System. Hierbei handelt es sich um ein Hochleistungspumpensystem mitsamt dazugehörigem Schlauchmaterial der Größe F (Innendurchmesser 150 Millimeter). Das Land Brandenburg hat sich aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren mit großen Waldbränden, welche zum Teil Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesland beschäftigt haben, sowie der extremen Trockenheit dazu entschieden, ein entsprechendes System bei der Firma JOLA Rent GmbH für die diesjährige Waldbrandsaison (also von April bis Oktober) zu mieten. Stationiert ist das System, welches aus einem Abrollbehälter mit Schlauchmaterial und Armaturen sowie einem Anhänger mit Dieselaggregat und der hydraulisch betriebenen Hochleistungspumpe besteht, an der Landesfeuerwehrschule (LSTE) in Eisenhüttenstadt. Seitens der LSTE werden für den Einsatz weiterhin ein Wechselladerfahrzeug und ein geländegängiger Kommandowagen zur Verfügung gestellt.

Wenn sich die Einsatzleitung vor Ort für eine Anforderung des HFS entscheidet, so müssen durch die anfordernde Behörde nur die Betriebskosten des Einsatzes getragen werden. Die Grundmiete trägt das Land Brandenburg, da es sich um eine präventive Stationierung zur Unterstützung der Feuerwehren im gesamten Bundesland handelt. In diesem Jahr hat sich aber die präventive Stationierung
bereits bewährt, denn beim Großbrand im Lobenmoor nahe Hohenleipisch (Amt Plessa) wurde das System erfolgreich eingesetzt (Blaulichtreport Elbe-Elster berichtete). Als Wasserentnahmestelle für die Hochleistungspumpe diente hier das Restloch 111.

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster

Allgemein kommen nur Gewässer als Löschwasserquelle in Frage welche über mindestens einen Meter Wassertiefe, besser wären 1,5 Meter an der flachsten Stelle, verfügen. Bei solch vergleichsweise flachen Gewässern ist im Vorfeld seitens der Einsatzleitung kritisch zu prüfen, ob das Gewässer über ausreichend Volumen an Wasser verfügt. Dies kann zum Beispiel über eine große Wasseroberfläche erfolgen, wie Norman Barth aus dem Leitungsbüro der LSTE des Landes Brandenburg informiert.

 

Wenn das HFS erst mal aufgebaut und einsatzbereit gemacht wurde, so können pro Minute bis 3500 Liter Wasser durch die F-Schlauch-Leitung gefördert werden. Dies bedeutet pro Stunde einen Durchsatz von 210 Kubikmetern Löschwasser, womit sich auch gut erklären lässt, warum die Einsatzleitung vor Ort vor der Anforderung die die Einsatzstelle umgebenden Gewässer auf ihre jeweilige Tauglichkeit hin erkunden lassen muss. Der genannte Wert bezieht sich auf die Nutzung der Pumpenkonfiguration für den Druckbetrieb. Bei Nutzung der Konfiguration für den Lenzbetrieb (Lenzen bedeutet sehr viel Wasser mit niedrigem Ausgangsdruck zu fördern) kann sich die die Fördermenge auf 6000 Liter je Minute erhöhen.
Selbstredend muss zur Wasserentnahmestelle ein für LKW befahrbarer Weg führen, denn wie bereits erwähnt wird das Material, das Dieselaggregat sowie die hydraulisch angetriebene Pumpe mit einem Großfahrzeug bewegt. Die Traglast des Untergrundes sollte hierfür mindestens 20 Tonnen betragen. Weiterhin sollte die Breite des Weges drei Meter nicht unterschreiten. Zu beachten ist außerdem, dass der Aufstellort des Dieselaggregates maximal 40 Meter von der Schwimmpumpe im Gewässer entfernt sein darf. Einen größeren Abstand lassen die Hydraulikleitungen nicht zu, welche beide Komponenten miteinander verbinden.

Im Realeinsatz wird das Personal, welches für den Betrieb des HFS notwendig ist von der Landesfeuerwehrschule Eisenhüttenstadt und der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Eisenhüttenstadt zur Verfügung gestellt. Für den Auf- und Abbau des Systems werden weitere zusätzliche Kräfte von Wehren vor Ort benötigt, den viele Gegenstände müssen per Hand verlegt bzw verbaut werden.
Mittelfristig plant das Land Brandenburg insgesamt fünf Hochleistungspumpensysteme samt notwendigem Zubehör im Bundesland zu stationieren. Dabei soll pro Regionalleitstellenbereich (z.B. Leitstelle Lausitz in Cottbus, welche für die Landkreise Elbe-Elster, Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald und die Stadt Cottbus zuständig ist) ein System disloziert werden, so Norman Barth weiter.
Die Wechselladerfahrzeuge, welche als Trägerfahrzeuge beschafft werden sollen, befinden sich bereits in der Ausschreibungsphase. Die Fördersysteme werden noch etwas mehr Zeit brauchen, denn hier werden aktuell die Leistungsverzeichnisse erstellt. Daran anschließend werden auch diese ausgeschrieben.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ein Hytrans Fire System ein sehr effektives Mittel zur Löschwasserversorgung über eine lange Wegstrecke ist. Wenn die notwendigen Voraussetzungen (zB ein großes wasserreiches Gewässer) erfüllt sind und ein sehr hoher Wasserbedarf (um die 3000 Liter je Minute) besteht, so spricht nichts gegen die Alarmierung des HFS.(RRS)

Wir, das Team vom Blaulichtreport Elbe-Elster, möchten uns an dieser Stelle recht herzlich bei der Landesfeuerwehrschule des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt für die fachkundige und unkomplizierte Unterstützung sowie für die Bereitstellung des Informationsmaterials bedanken. Insbesondere genannt sei an dieser Stelle der Kamerad Norman Barth.

 

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