Ahrtal/Elbe-Elster. Wenn es zu Notsituationen kommt, zeigt sich immer wieder, dass in vielen unserer Mitmenschen großes soziales Engagement steckt. So z.B. auch in den Tagen und Wochen nach dem 14. Juli 2021. Nach einem Hochwasser, das in Nordrhein- Westfalen und Rheinland- Pfalz über 180 Menschen das Leben kostete und unvorstellbare Schäden anrichtete.
Vielen Menschen wurde nach und nach erst bewusst, welche Ausmaße diese Umweltkatastrophe tatsächlich annahm und welche Welle der Hilfsbereitschaft deutschlandweit damit ausgelöst wurde. Auch der Landkreis Elbe- Elster beteiligte sich mit verschiedenen Hilfsaktionen, über die wir, das Team von Blaulichtreport Elbe- Elster, Euch heute berichten möchten. An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass wir nicht auf alle Hilfeleistungen eingehen können, die in unserer Region organisiert wurden. Trotzdem möchten wir euch im Folgenden ein paar Einblicke geben.
Die Hilfsaktionen im Landkreis Elbe- Elster begannen mit Aufrufen nach Sachspenden und Hilfsgütern durch Privatpersonen und Freiwillige Feuerwehren, vereint durch das dringende Bedürfnis, benötigtes Material schnellstmöglich in das riesige Katastrophengebiet zu bringen. Wir, das Team von Blaulichtreport Elbe-Elster, konnten die Aktionen persönlich sowie auch durch unsere damaligen Aufrufe auf den sozialen Netzwerken unterstützen. Gesammelt wurde in Falkenberg/Elster durch Leitung von Frau Birgit Stoeber und bei der Freiwilligen Feuerwehr Mühlberg, wo auch die Freiwillige Feuerwehr Prestewitz unterstützte, durch Leitung von Herrn Andy Selig und Frau Daniela Renkert.
In Falkenberg/Elster wurde selbst die kleinste Lücke der Transportmöglichkeiten ausgereizt, als alle Fahrzeuge beladen wurden. Dabei kamen die Spenden nicht nur aus unserem Landkreis, denn die Aktion hatte sich weit über unsere Kreisgrenzen hinaus herumgesprochen. Hinzu kamen außerdem Spenden von zahlreichen Firmen. Am 24. Juli gegen 3 Uhr nachts, machte sich der Hilfskonvoi, bestehend aus sechs Transportern mit vier Anhängern sowie einem Transporter aus Torgau, wo ebenfalls gesammelt worden war, auf den Weg nach Eschweiler. Rund 600km Strecke lag vor ihnen, was eine Fahrzeit von ca. zehn Stunden bedeutete. Die Euphorie, mit der die Helfer beim Packen der Fahrzeuge und beim Begleiten des Konvois arbeiteten, schwand aber mehr und mehr, als sie dem Ziel näherkamen. Denn das, was man vor Ort zu sehen bekam, war nicht annähernd vergleichbar mit dem, was man aus den Berichten der Medien kannte.
Ihr müsst euch ein Gebiet vorstellen, das so lang ist, wie die Strecke vom Elbe- Elster- Kreis nach Berlin und so breit, wie die Hälfte unseres Bundeslandes Brandenburg. Oder anders gesagt, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind über 10.000 km2 betroffen. Zum Vergleich, unser Landkreis Elbe- Elster ist ca. 1.900 km2 groß. Teilweise war dort die komplette Infrastruktur über Nacht zerstört. Es war daher nicht verwunderlich, dass der Ortsvorsteher von Eschweiler Dirk Huizing und der Bürgermeister der Gemeinde Langerwehe Peter Münstermann, unsere Helfer mit Tränen in den Augen in Empfang nahmen. Sie konnten kaum fassen, dass so viel Solidarität und Hilfe aus einem so weit entfernten Landkreis bei ihnen vor Ort ankam. Die Helfer aus Falkenberg packten direkt mit an, luden die Spenden aus. Teilweise wurden diese nicht eingelagert, sondern sofort dorthin gebracht, wo sie gerade am dringendsten benötigt wurden. Nach getaner Arbeit bot man ihnen eine Schlafmöglichkeit an, doch alle waren sich einig, gleich wieder die Heimreise anzutreten, um den Platz vor Ort für Einwohner, die ihr Hab und Gut verloren hatten, nicht zu blockieren.
Neben all der Arbeit sind da auch noch die Geschichten, die vor Ort erzählt wurden. Anwohner berichteten, wie sie ihre Existenz vor ihren Augen verloren haben. Zwei Geschichten bleiben wohl in besonderer Erinnerung, da sie für unsere Helfer sehr bewegend waren. Ein Anwohner verlor nicht nur sein ganzes Hab und Gut, er sah auch, wie die Fluten sein Haus wegrissen, in dem zu diesem Zeitpunkt noch seine Mutter war. Er besaß nur noch die Sachen, die er am eigenen Leib trug sowie ein Auto, das er von einer Bekannten zur Verfügung gestellt bekam, um sich versorgen zu können. Er versorgte nicht nur sich selbst, sondern auch andere Personen, die nicht mehr mobil waren. Ein Freiwilliger Feuerwehrmann erzählte unter Tränen, wie er und andere Feuerwehrmänner und -frauen tagelang im Einsatz waren, obwohl sie selbst betroffen waren. Sogar Tote mussten sie aus Bäumen bergen. Diese Eindrücke sind prägend und brennen sich ein. Es dauert diese Bilder und das Erlebte zu verarbeiten, obwohl unsere Helfer nicht einmal 24 Stunden dort waren. Da stellte sich ihnen die Frage: „Haben wir allen getan, was wir tun konnten?“. So schwer das Beantworten dieser Frage auch fällt, kann man klar sagen: Ja! Das tagelange Vorbereiten, die Absprachen, die Organisation und die 24 Stunden, die sie unterwegs waren, haben sich auf jeden Fall gelohnt. Wie kräftezehrend dieser Einsatz war, merkten alle erst daheim.
Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei den Helfern in Mühlberg und Prestewitz ab. Auch hier kamen Spenden aus weit über den Gemeindegrenzen hinaus an. Eine Hilfsbereitschaft, mit der man auch in Mühlberg nie gerechnet hätte. Neben den unzähligen Sachspenden kamen mehrere Tausend Euro Geldspenden zusammen. Um nicht mit so viel Bargeld unterwegs zu sein, entschloss man sich dazu, das Geld in Sachspenden umzuwandeln. Daher wurden zusätzlich Hochdruckreiniger, Notstromaggregate, Kabel, Baumaterialien sowie Hygieneartikel gekauft, die in der gesamten betroffenen Region knapp wurden. Am 24. Juli gegen 23 Uhr machten sich die Helfer auf den Weg. Es gab mehrere Ziele, um mit den Spenden mehreren Orten helfen zu können. Genauso wie die Helfer aus Falkenberg, waren auch die Helfer aus Mühlberg nicht auf das, was sie erleben sollten, vorbereitet. Entlang des Rheins bot sich ihnen ein schönes Bild des öffentlichen und touristischen Lebens sowie von der Natur. Doch je näher sie dem Ahrtal kamen, umso mehr verschob sich dieses schöne Bild. Andy Selig ist selbst im Katastrophenschutz tätig und sagte „Ein solches Ausmaß an Zerstörung habe ich trotz meiner vielen Einsätze bei der Feuerwehr und im Katastrophenschutz noch nie erlebt. Das persönliche Bild, welches sich abzeichnete, war für uns schockierend, traurig und unfassbar.“.
Einer der Spendenziele war Bad Neuenahr- Ahrweiler. Das dortige Inklusionshotel des Hospizvereins galt als Anlaufstelle und Lager zugleich. Wie jedoch in vielen anderen Orten im Katastrophengebiet, ist dort ein kleiner Marktplatz als Anlaufstelle entstanden, an dem man alles, was benötigt wird, schnell und unbürokratisch in die Hand bekommt. So konnten die Spenden dort zum sofortigen Bedarf abgegeben werden. Da in Mühlberg die Hilfsbereitschaft nicht abriss, entschloss man sich am 04. August erneut mit einem Fahrzeug voller Sachspenden in das betroffene Gebiet zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich noch immer ein dramatisches Bild von dieser Region. Zwar wurde schon vieles geschafft, wie beispielsweise Straßen und Brücken provisorisch zu errichten, aber die Zerstörung war noch immer sichtbar. Andy Selig und sein Team halfen einer Familie bei der Entkernung ihres Hauses. Die Zuversicht und Hoffnung, die sie den Betroffenen anmerkten, berührte sie zutiefst.
An dieser Stelle möchten wir allen im Rahmen dieser Aktionen ehrenamtlich tätigen Personen unseren Respekt aussprechen sowie allen Spenderinnen und Spendern für ihre Gaben danken. Im Folgenden findet ihr einige Helfende, die wir beim Namen nennen möchten, die entweder mit Sach-, Geldspenden, Technik oder Helfern in Falkenberg/Elster unterstützten:
- Agrarbetriebe Schliebener Land
- Autohaus Hägele
- Bauspezi
- BHG Herzberg
- Falkenberger Fliesenleger
- Falkenberger Secr.
- Freiwillige Feuerwehr Falkenberg
- Freiwillige Feuerwehr Stechau
- Immoplusfinance
- P&T Automobile
- Stadt Falkenberg/Elster
Da dies aber noch nicht alles war, was unser Landkreis und das Land Brandenburg an Hilfe leisten konnte, seid auf einen weiteren Artikel von uns, Blaulichtreport Elbe-Elster, gespannt. (DT/RRS/JK)