Über den Tellerrand hinaus geblickt

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster (SZ)

Zehdenick. Am Samstag, den 17.06.2023, hatte eine Delegation bestehend aus acht Einsatzkräften verschiedener Feuerwehren des Landkreises Elbe- Elster die Möglichkeit die Spezialisierten Kräfte Vegetationsbrand (SKV) in Form eines Kennlerntages zu besuchen und an deren Ausbildung teilzunehmen.

Bei der SKV handelt es sich um Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren der Städte Zehdenick, Templin und Liebenwalde, welche sich neben dem allgemeinen Feuerwehrdienst auf den Bereich der Vegetationsbrandbekämpfung spezialisiert haben. Auffällig zu erkennen, an der auf die besonderen Bedingungen angepasste Schutzkleidung, bringen diese Männer und Frauen andere Einsatztechniken und Gerätschaften mit in den Einsatz, wie sie bei den regulären Feuerwehren zumeist noch nicht oder nur ansatzweise vorhanden sind. Dabei sieht man sich nicht als Konkurrenz zu anderen Freiwilligen Feuerwehren, sonder als Einheit, die mehr Expertise auf dem diesem Gebiet mitbringt und somit unterstützend zum Einsatzerfolg beitragen kann. Leider ist das Thema Vegetationsbrandbekämpfung im Rahmen der Aus- und Fortbildung auch noch weit in den Kinderschuhen, doch Stück für Stück findet ein Umdenken statt. Nicht zuletzt liegt dies auch an den Erfahrungen der letzten Jahre, in denen sich einige Waldbrände stark ausbreiteten und die Einsatzkräfte an ihre Grenzen brauchten.

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster (RRS)

In dem Ausbildungsdienst am vergangenen Samstag beschäftigten sich die Kameradinnen und Kameraden der SKV mit dem „Progressive Hose Lay“, also zu Deutsch der fortlaufenden schnellen Schlauchverlegung bei gleichzeitigem Löscheinsatz. Bei diesem Verfahren wird zunächst ein ausgehender Ankerpunkt nahe des Brandgebietes gewählt und ein wasserführendes Löschfahrzeug, dies kann im Idealfall ein Tanklöschfahrzeug (TLF) aber auch ein Tragkraftspritzenfahrzeug- Wasser (TSF-W) sein, dort positioniert. Zügig beginnt nun die Löschmannschaft eine Schlauchleitung mit D- Schläuchen entlang der Flammenfront aufzubauen. Dabei wird diese zugleich niedergeschlagen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass mit Flammenfront nicht unmittelbar vor der Front des Brandes gemeint ist, sondern sich von einer Flanke des Brandes entlang zur Flammenfront zügig vorgearbeitet wird.

Wenn die initiale Schlauchlänge voll ausgenutzt wurde, dies können je nach verwendetem Material 20 oder 30 Meter sein, so wird vor dem Schlauchende ein Ring (Loop) gelegt, wobei die drei entstandenen Schlauchstränge anschließend abgeknickt werden und so ein weiterer Schlauch in die Leitung eingekuppelt und schnellstmöglich die Löscharbeiten fortgesetzt werden können. Erklärtes Ziel dieser Technik ist es im ersten Schritt zügig die offenen Flammen entlang der Flanke als auch folgend der Flammenfront abzulöschen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Dabei wird wassersparend vorgegangen, um die Ressource Löschwasser, welche in der Regel mit Fahrzeugen herbeigeführt werden muss, effizient auszunutzen. Aus unter anderem diesem Grund werden hierfür D-Schläuche (Durchmesser 25 Millimeter) verwendet.

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster (RRS)

Die Kameraden aus Elbe-Elster konnten sich vor Ort überzeugen, dass mit diesem Verfahren sehr schnell eine Schlauchleitung querfeldein durch den Wald verlegt werden kann. Die hierfür erforderlichen D-Schläuche werden durch die Trupps in Tragerucksäcken mit sich geführt, sodass diese im Gelände leicht zu transportieren sind. Das an diesem Tag verwendete TLF 4000 Staffel der Ortswehr Krewelin hatte, als die Löschmannschaft nach ca. 400 Metern auf den nächsten befahrbaren Waldweg traf, noch nicht einmal die Hälfte seines Löschwasservorrates verbraucht. Ein weiterer Vorteil der D- Schlauchleitungen ist, dass diese relativ einfach und zügig wieder zurückgebaut werden können, z.B. um in einen neuen Waldabschnitt vorzurücken. Hierzu werden die Schläuche entkuppelt und ohne technische Hilfsmittel zu Bündeln, sogenannte Puppen, gepackt. Zwei dieser Puppen zusammengekuppelt lassen sich nun über die Schulter gelegt transportieren oder aber auch an einem Löschfahrzeug befestigen, z.B. an der Aufstiegsleiter zum Dach. Diese Technik ist nur ein Baustein aus einer großen Sammlung von Maßnahmen und stellt kein Allheilmittel dar, jedoch zeigt es wie effizient mit relativ wenig Mannschaft, Equipment und Löschwasser ein Bodenfeuer zügig niedergeschlagen werden kann.

Foto: Blaulichtreport Elbe-Elster (RRS)

Neben dieser praktischen Einsatzübung gab es ebenso viele Dialoge zwischen den Kameradinnen und Kameraden. Themen waren unter anderem die Akzeptanz dieser Feuerwehreinheit in der Breite der regionalen Feuerwehren, die zusätzliche Ausstattung wie Persönliche Schutzausrüstung und Handwerkzeug, als auch der strukturierte Aufbau und Kostenpunkte dieser Einheit. Der Einheitsführer Nico Semsch zeigte den Kameraden zudem sämtliche Ausrüstungsgegenstände welche im Einsatz mitgeführt werden und erläuterte wann diese eingesetzt werden.

Im Endresultat waren alle acht Kameraden aus EE sehr angetan und überzeugt neue Techniken und Ansätze umsetzen zu wollen. So wird sich die gebildete Arbeitsgruppe nun folgend weiter aufstellen, Konzepte verfassen und die Schwerpunktarbeit auf diesem Gebiet ausbauen. Auch sind weitere Teilnahmen an Ausbildungsdiensten bei den Kameradinnen und Kameraden in Oberhavel nicht ausgeschlossen.

Der Kreisbrandmeister Steffen Ludewig als Initiator als sagte gegenüber Blaulichtreport Elbe- Elster:

„Im Zuge der Nachbereitung der Großschadenslagen in 2022 wurde der Kontakt mit der SKV Oberhavel aufgenommen. Mit einer ersten Onlinevorstellung der Einheit wurde vereinbart dass wir uns mit einigen Interessenten bei einer Schulung in Zehdenick mit einbringen können. Es ist ein guter Schritt und Anfang die Handarbeit im Rahmen der Bekämpfung von Vegetationsbränden zu forcieren. Herzlichen Dank dafür bei den Feuerwehren der Städte Herzberg und Schönewalde, der Verbandsgemeinde Liebenwerda sowie den Ämtern Schlieben und Kleine Elster“.

(RRS)

Verwendung von Cookies und externer Medien

Auf unseren Webseiten werden externe Medien von Drittanbietern eingebunden. Mit Ihrer Bestätigung werden diese dargestellt und Sie stimmen den Datenaustausch mit Drittanbietern zu. Außerdem verwenden wir technisch notwendige Cookies zum Speichern von Login-Daten und Ihrer Einstellung zum Einbinden externer Medien. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Live